Bericht über den Tagesplan von Michael und David, geschrieben von Michael am 28. Juli 2020.
Tianjin, Ortszeit 22.40 Uhr, im Hilton Tianjin Eco-City.
Jetzt ist Montagabend. Wir sind seit vier Tagen in Quarantäne. Bisher funktioniert das ganz gut. David und ich machen uns am Vorabend einen Stundenplan (siehe Foto), was wir machen wollen. Es gibt ein paar Fixpunkte:
Frühstück gibt es gegen 9 Uhr, so dass wir von 9-10 zum Frühstücken, Betten machen und Zimmer aufräumen vorgesehen haben.
Um 11 Uhr machen wir Sport. Paul schaltet sich per Video-Chat (WhatsApp) dazu. Wir machen abwechselnd Übungen aus dem Buch „90 Tage Challenge“ oder von einem Fitnessblogger: Sascha Huber. Beides ist anstrengend und anschließend sind wir ausgepowert. Nachdem wir geduscht und gegebenenfalls unsere Sport-T-Shirts gewaschen haben (jeden zweiten Tag), gibt es Mittagessen.
Sport-T-Shirts waschen muss man sich so vorstellen, dass wir eine Plastikwanne haben und flüssiges Hand-Waschmittel. Damit kann man in der Badewanne prima Wäsche waschen. Zumindest wenn es sich nur um 2-4 Kleidungsstücke handelt. Auf der Wäscheleine, die man über der Badewanne spannen kann, ist auch gar nicht mehr Platz als für vier Wäschestücke. Wir haben alle genug Wäsche mit, um 14 Tage frische Kleidung anzuziehen. Das Waschen der Sportkleidung dient eher dazu, keinen olfaktorischen Stress im Zimmer aufkommen zu lassen.
Zum Mittagessen, wie zu allen anderen Mahlzeiten auch, gibt es viel zu viel zu essen. Ich schätze mindestens 60 % des Essens lassen wir zurückgehen. Wir essen also nur das, was uns schmeckt und was uns hinreichend gesund erscheint. Zu den Mahlzeiten bauen wir eine Video-Chat-Verbindung ins Nebenzimmer auf, so dass wir mit Mo, Paul und Julia über das Essen und über alles andere, was sich so ereignet, reden können. Ereignisse bestehen mitunter schon daraus, dass wir neues Klopapier geliefert bekommen oder, wie heute, einen neuen 19 l Kanister Trinkwasser. Wobei ich keinen Zweifel habe, dass man das Wasser aus der Leitung auch genießen kann.
So gegen 17:30 Uhr wird dann schon das Abendessen geliefert, das wir in der Regel auch sofort essen, damit es nicht kalt wird. Kalt schmecken viele der Gerichte nämlich viel weniger gut.
Um 20 Uhr sind wir zur Gymnastik verabredet, wieder mit dem Nebenzimmer. Dehnungsübungen und so, damit wir nicht einrosten.
Die Zeit zwischen den Fixpunkten füllen wir mit anderen Dingen auf: Ich arbeite, soweit es geht, am Rechner, mache Skype-Sessions mit meinen neuen Kollegen und schreibe Mails. Außerdem habe ich tatsächlich recht viel zu tun mit dem Korrekturlesen meines Buches. Der Verlag hat mein Buch über Nutzfahrzeugtechnik ins Englische übersetzen lassen. Leider ist die Übersetzungsqualität mäßig. Es ist jetzt richtig viel und wie ich finde unangenehme Arbeit, das zu verbessern. Ich hoffe, dass die chinesischen Kollegen davon profitieren können, wenn es einen englischen Text zur Nutzfahrzeugtechnik gibt. Außerdem bemühe ich mich etwas Chinesisch zu lernen, über Coursera.org. David hat sich bei Coursera einen Kurs der Universität Zürich über Wirtschaft rausgesucht, an dem er arbeitet. Heute ist der aber liegen geblieben, da er versucht hat einen VPN-Service auf seinem Handy zu installieren. Leider vergeblich. Mo hat das auf ihrem Rechner schon geschafft. Damit kann man im Internet auf europäische Server wechseln und sollte das gesamte Internet zur Verfügung haben. So ist zumindest die Idee. Außerdem hat Simone in den letzten zwei Tagen die Infrastruktur dieses Blogs geschaffen, den wir jetzt fleißig befüllen können. Davids und mein Plan sieht außerdem noch chillen, spielen und lesen vor. Zwischendurch telefonieren wir mit dem Nebenzimmer. Damit kriegen wir die Tage bisher ganz gut um.
Hoffe, das bleibt so, die verbleibenden neun Tage.
Eurer Michael