Nette Sachen

Bericht 21 aus China vom 30. Juni 2021, geschrieben von Michael.

Wir haben schon viele nette Sachen aus China berichtet: von der Begegnung mit den Chinesen, dem Essen oder den vielen interessanten Ausflügen, die wir gemacht haben. Heute habe ich ein Potpourri zusammengestellt von netten kleinen Beobachtungen, die (bisher) in kein großes Thema hineinpassen. Aber vorher ein kurzes Corona-Update, denn leider können wir Euch in diesem Sommer – anders als geplant – nicht persönlich ein paar Geschichten erzählen:

In Peking gab es mittlerweile schon seit mehr als vier Monaten keine lokale Übertragung des Virus mehr. In anderen Städten gibt es manchmal noch einige Corona-Fälle, die dann aber relativ schnell eingegrenzt werden. Wie schon berichtet sind die Maßnahmen, die hier ergriffen werden, wenn es Infektionen gibt, sehr schnell und beherzt. Um aber die geringen Fallzahlen sicherzustellen, gelten für Einreisende immer noch sehr strikte Quarantäneregeln. Auch für erst in China positiv auf den Virus getestete Personen ist die Situation vermutlich nicht einfach (wir kennen allerdings keinen, der in dieser Situation war). Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, anders als geplant im Sommer nicht nach Deutschland zu reisen. Die Wiedereinreise nach China hätte mehrere Wochen Quarantäne bedeutet (wahrscheinlich hätte für uns die 2+1+1-Regel gegolten: Das heißt, dass wir mit einem Flugzeug von Deutschland in eine andere Stadt – nicht nach Peking – geflogen wären und dort für zwei Wochen in Quarantäne gegangen wären – ähnlich der Quarantäne, die wir letztes Jahr durchgemacht haben: zwei Wochen das Hotelzimmer nicht verlassen! Nach den zwei Wochen Quarantäne darf man derzeit aber nicht nach Peking weiterreisen. Für Peking gelten verschärfte Bedingungen. Wir hätten dann noch eine weitere Woche außerhalb Pekings in China warten müssen – dort hätten wir das Hotel dann verlassen und uns bewegen dürfen. In Peking hätten wir dann noch eine vierte Woche unter Beobachtung gestanden (und vermutlich noch nicht in die Schule gedurft, denn Schulen stehen unter einem besonderen Schutz). Das Ganze ist recht zeitraubend und abschreckend. Am abschreckendsten fanden wir das Gedankenspiel, was passiert, wenn einer von uns – vermutlich am ehesten die Kinder, da Simone und ich geimpft sind – in China nach der Einreise positiv getestet werden. Dann wird die Person in einem Krankenhaus isoliert behandelt. Und es dauert Wochen, bis man sicher ist, dass die Person nicht mehr infektiös ist. Das Risiko, dass einer von uns, weil positiv getestet, ALLEINE für Wochen in einem chinesischen Krankenhaus sitzt oder liegt und mit niemandem reden kann, wollten wir nicht eingehen. Unsere Reisepläne für den Sommer haben wir entsprechend geändert: keine Reise nach Deutschland. Wir werden jetzt Urlaub in China machen. Davon mehr, wenn wir zurück sind.

Jetzt ein paar nette Beobachtungen:

Sehr gut gefallen hat mir diese Bahnschranke in Huairou, die aussieht wie ein kleiner Zug und auf separaten kleinen Schienen auf die Straße fährt, um den Verkehr zu stoppen.

An dieser Bahnschranke fahre ich übrigens jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit zweimal vorbei.

Auf der Arbeit gibt es auch nette Traditionen und Bräuche. So gibt es zu verschiedenen Feiertagen für die Mitarbeiter Geschenke. In der Regel handelt es sich um sehr praktische Dinge. Vor der Golden Week im Herbst letzten Jahres haben alle BFDA Mitarbeiter einen Sack Reise, ein Fass Erdnuss-Öl und zwei Flaschen Sesamöl erhalten.

Weniger zum Essen als vermutlich mehr zum Zeigen und Verschenken sind die kunstvollen Zuckergusstorten, die es hier zu kaufen gibt. Besonders gut gefallen hat mir das alte Ehepaar vor einem in Form geschnittenen Bonsai als Tortenverzierung.

Die Aufschrift auf der Torte bedeutet, frei übersetzt vom Chinesischen ins Englische (Liu Zhizun) und von dort nach Deutsch, so viel wie: “[wir] wünschen einen Ozean voll Segen und ein Leben, so lang wie ein Berg”. Ein Segensspruch, den man wohl für ältere Leute verwendet.

Ein schöner Brauch ist auch das Anlehnen von Stöcken an einen Felsen.

Das bedeutet, dass man Stütze und Unterstützung wünscht. In der Regel macht man das wohl für andere Personen, meist ältere Verwandte, denen man einen starken Rücken und ein langes Leben wünscht.

Es scheint aber wohl auch möglich zu sein, die Stöcke für sich selbst aufzubauen, wenn man Rückenprobleme hat – da waren die Erläuterungen meiner Kollegen uneinheitlich. Vielleicht sollten wir mal eine ganze Reihe von Stöcken an Felsen anlehnen – genügend „Kundschaft“ für die guten Wünsche hätten wir bestimmt. 

Kundschaft ist ein gutes Stichwort für das nächste Foto. China ist der größte Markt der Welt – für viele Produkte. Das liegt daran, dass es so viele Chinesen gibt. Zu erkennen an den Riesenstädten, den unzähligen Hochhäusern (30 gleiche Wohnhochhäuser nebeneinander, jedes 30 Stockwerke) aber auch an vielen kleinen Beobachtungen. Ich fand diesen Parkplatz für Leihfahrräder auf der Stadtmauer von Xi’an ein Foto wert.

Diese Leihfahrräder sind NUR für Touristen, die auf der Stadtmauer von Xian fahren wollen, so viele Leute machen das! Im Hintergrund sieht man auch die angesprochenen Hochhäuser.

Xi’an, die alte Hauptstadt mit ihrer mächtigen Stadtmauer, ist ein Zeichen für die alte Hochkultur in China. Im wichtigsten Museum von Xi‘an haben wir einen anderen, zunächst unscheinbaren, für mich aber eindrucksvollen Beleg für die Hochkultur gefunden: Diese Bronzeteile dienen der Verbindung von Balken im Hausbau und stammen aus der Zeit 500 vor Christus! Sieht doch irgendwie ziemlich modern aus. Nur als Werkstoff würden wir heute Eisen statt Bronze nehmen.

Die Stadtmauer von Xi‘an, die oben erwähnt ist, ist sehenswert. Überhaupt ist China das Land der Mauern. Dazu vielleicht mal ein eigener Blogg. Am berühmtesten ist ohne Frage die chinesische Mauer (Englisch: Great Wall, große Mauer und in Chinesisch: Chang Cheng, das bedeutet so was wie lange Mauer). Nett finde ich, dass auch die Polizei die große Mauer im Wappen trägt.  

Neben der Polizei ist in China auch die Bekämpfung von Feuer extrem wichtig. Dafür gibt es vermutlich gute (historische) Gründe: die zum Teil extreme Trockenheit, die sehr dicht gedrängten traditionellen Häuser und dass als Baumaterial Holz sehr verbreitet ist/war. Daher finden sich überall Stationen, an denen Feuerbekämpfungs-Werkzeuge bereitstehen. Bei einem Ausflug in das Umland von Peking haben wir sogar Feuerlöscher vorgefunden an einem Felshang, wo es nur Stein und Fels gibt.

In Peking hingegen haben wir diesen krass gefärbten Hund getroffen. Die Besitzerin war durchaus stolz, als wir sie gefragt haben, ob wir ihren Hund fotografieren dürfen.

Dass in China viel und gerne fotografiert wird, ist ja Allgemeinwissen. Um besonders schöne Fotos zu kriegen, ist es eine verbreitete Freizeitbeschäftigung sich zu verkleiden und dann in Verkleidung Fotos zu machen bzw. machen zu lassen. Die übergroße Mehrheit der so verkleideten Personen sind Frauen. Es gibt alle Varianten an Verkleidungen. Auch das Brautkleid wird gerne genommen; man sieht dann Frauen im Brautkleid, die sich alleine fotografieren lassen, kein Mann weit und breit… Besonders beliebt sind historische Kostüme. An sehr beliebten Touristenattraktionen (wie zum Beispiel der verbotenen Stadt) gibt es Verleihgeschäfte, bei denen man sich historische Kostüme ausleihen kann. Hier ein paar Beispiele.

Nicht nur Menschen verkleiden sich. Abwasserrohre, die gerne überirdisch verlegt sind, werden auch verkleidet, damit sie sich besser in die Umgebung einpassen. So wie das auf diesem Foto als liegender Baumstamm verkleidete Abwasserrohr.  

Das waren die Kleinigkeiten, die ich Euch schildern und vor allem auf Fotos zeigen wollte.

Ich wünsche Euch einen starken Rücken und einen schönen Sommer voll netter Erlebnisse!

Aus China grüßt Michael

Kleiner Nachtrag vom August 2021:

Eine nette, kleine Variante der Geschichte mit den Stöcken, die einen Fels abstützen. So hat es uns eine Fremdenführerin in Yunnan, Shaxi (bei Dali) erklärt: Wenn jemand einen schlechten Traum hat, dann liegt das daran, dass er im übertragenden Sinne zu viel zu tragen hat. Diese Last ist wie ein zu schwerer Stein. Die Person sucht sich dann einen Felsen, den sie mit Stöcken abstützt. Damit wird die schwere Last von ihren Schultern (ihrer Seele) weggenommen…

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