Bericht 24 vom 8.8. 2021, geschrieben von Michael.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben… Wir waren auf dem Weg zu unserem Hotel; am Tor zu einem alten Dorf außerhalb Lijiangs hat uns der Fahrer abgesetzt, da das Dorf für den Autoverkehr gesperrt ist. Freundliche Helfer des Hotels nahmen uns direkt in Empfang, luden unser Gepäck auf ein kleines Wägelchen und brachten uns zum Hotel. Die Angestellten im Hotel haben uns sehr gastfreundlich empfangen, unser Gepäck auf die Zimmer gebracht, uns Kuchen und Tee serviert. In der Hotellobby haben wir auch gleich Bekannte aus Beijing getroffen, Schulkameraden von Julia und David.
Kleiner Einschub an dieser Stelle: In Europa treffen wir fast nie Bekannte im Urlaub – es sei denn, es ist geplant. Hier in China haben wir schon mehrfach zufällig Bekannte aus Peking getroffen. Wie kann das sein, in einem Land, das so riesig ist? Wir glauben, das hat zwei Gründe: Zum einen gibt es in China eine Art Kanon von Sehenswürdigkeiten, die höchste Priorität haben. Dieser Kanon ist sehr viel strenger als in Europa: Wenn man „dort“ war, muss man „jenes“ gesehen haben. Das führt dazu, dass alle an die gleichen Stellen reisen, auch die Chinesen. Zum zweiten gibt es in der Expat-Bubble von Peking für alle Dienstleistungen ein paar empfohlene Anbieter. So gibt es Schneider, Restaurants, Bars, die „jeder“ Expat kennt, Geschäfte, die man sich gegenseitig empfiehlt und eben auch einige wenige Reiseagenturen, an die sich Expats wenden, um sich bei der Buchung der Hotels etc. helfen zu lassen. Meist haben sich diese Anbieter ein bisschen auf Expats spezialisiert: der erste Schritt zur Spezialisierung ist englischsprachiges Personal. Die Expat-Bubble von Peking teilt sich noch in viele kleine Teil-Blasen auf. Diese Teilblasen ergeben sich aus den verschiedenen Nationalitäten, den verschiedenen großen Arbeitgebern und aus den verschiedenen Schulen. So gibt es eine deutsche Community, eine Blase der deutschen Schule, eine Daimler-Blase etc. Diese drei genannten Blasen haben natürlich eine große Überschneidung. Wenn aber alle Lehrer von der deutschen Schule bei der gleichen Reiseagentin buchen, dann ist es kein Wunder, wenn man sich im Urlaub wieder trifft.
Also jetzt zurück in die Hotellobby. Wir hatten es uns also bequem gemacht und waren sehr zufrieden mit diesem gastlichen Hotel. Bevor wir überhaupt eingecheckt hatten oder gar unserer Zimmer aufgesucht hatten, haben wir schon begonnen, mit dem Hotelpersonal einen Plan für die nächsten Tage aufzustellen: welche Ausflüge wir machen wollen und bei welchen Ausflügen das Hotel etwas für uns organisieren soll, wie zum Beispiel ein Auto mit Fahrer oder Leihfahrräder. Nachdem wir also mindestens eine halbe Stunde in der Hotellobby saßen (der ganze Kuchen war weggefuttert) und uns ausgeruht und Ausflüge geplant hatten, stellte sich heraus, dass wir im falschen Hotel waren…. Wir waren am Dorfeingang mit einer anderen deutschen Familie verwechselt worden, übrigens auch Klassenkameraden unserer Kinder…
Von Lijiang aus sind typische Ziele der Jade Dragon Snow Mountain und der Blue Moon Lake. Die Berggruppe um den Jade Dragon Snow Mountain ist 5596m hoch. Die Gipfel der Berggruppe sind im Allgemeinen nicht zugänglich – für uns schon gar nicht, aber man kann mit einer Seilbahn bis auf rund 4500m hochfahren und dann noch 180 Höhenmeter weiter steigen.

Für Untrainierte ist die Luft dort schon ganz schön dünn. Einige bekommen Kopfschmerzen, andere ein leichtes Schwindelgefühl und manche auch beides. Kurzatmig werden alle. Alle paar Meter entlang des Holzweges gibt es Buden, an denen man Stärkungen und Sauerstoff in Flaschen kaufen kann.

Ich fand interessant, wie gut die Luft aus Flaschen funktioniert. Man bekommt nicht wirklich viel Sauerstoff, aber nach zwei Atemzügen fühlte ich mich besser. Wie meistens ind China ist der Weg zum Zwischengipfel komplett aus Holzplanken und mit Geländern versehen, so dass man nicht vom Weg abkommen kann und darf. Oben machen alle das gleiche Foto.

Der gesamte Weg ist voll mit Menschen:

Die Chinesen fahren dort in großen Reisegruppen hin. Es scheint, dass eine gute chinesische Reiseorganisation dafür sorgt, dass die ganze Reisegruppe in lange Wintermäntel gehüllt ist (so kalt war es gar nicht) und jeder Teilnehmer mehrere Sauerstoffflaschen dabei hat. (Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Diese Flaschen haben nichts mit den Sauerstoffflaschen der „echten“ Bergsteiger zu tun. Sie haben 1 Liter Volumen und 0,8bar Überdruck, während „richtige“ Sauerstoffflaschen für Bergsteiger 200bar Überdruck haben und auch größer sind, also viel, viel mehr Sauerstoffe enthalten.)
„Unten“ im Tal auf 3400m (!) gibt es dann den Blue Moon See zu bewundern. Ein Bergsee mit wirklich schöner Wasserfärbung.

Der See wird von einem Gebirgsbach gespeist. Das Wasser verlässt den See und läuft über malerische Terrassen.

Wenn wir das richtig verstanden haben, sind der See und die malerischen Wasserterrassen extra dafür angelegt, um eine schöne Touristenattraktion zu haben. Ist geglückt. Uns hat es gefallen. Wir hatten allerdings an diesem Tag ein bisschen Pech mit dem Wetter. Es war nass und verhangen.

Möge die Luft für Euch immer dick genug sein und die Sonne für Euch scheinen!
Euer
Michael