Bericht 25 vom 11. August 2021, geschrieben von Michael.
Unsere letzte Station in der Provinz Yunnan war Shangri-La. Die Ortsbezeichnung Shangri-La stammt aus einem Buch aus den 30er Jahren des 20sten Jahrhunderts („Der verlorene Horizont“) und bezeichnet einen fiktiven Ort, in dem Frieden und Harmonie herrscht. Das Konzept von Shangri-La ist/war so attraktiv, dass der Name für alles Mögliche verwendet wurde und wird – viele Details findet man auf Wikipedia. Chinesische Tourismus-Marketing-Leute haben das Konzept und den Namen Shangri-La ebenfalls attraktiv gefunden: Sie haben einen Ort, den es schon gab, kurzerhand zu Shangri-La umbenannt. Auch eine Form von konstruierter Geschichte. Allerdings ist der Ort gut ausgewählt: Die Altstadt von Shangri-La, das große buddhistische Kloster Ganden Songtsenling und die wunderschöne Natur um Shangri-La sind durchaus sehenswert. Das Kloster liegt etwas außerhalb der Stadt und ist aus der Ferne als Gesamtensemble mit zahlreichen Tempeln, um die sich die Wohnhäuser der Mönche gruppieren, besonders eindrucksvoll.

Zum Buddhismus schreibe ich was im nächsten Bericht.
Shangri-La liegt im tibetischen Kulturraum. Die Häuser sehen deutlich anders aus: Mit roten Simsen an der oberen Kante der Wände und Fensternischen, die nach unten breiter werden.

In Shangri-La wird es auch im Winter nicht sehr kalt, aber andere Gegenden des tibetischen Kulturraums sind sehr unwirtlich, so dass in tibetischen Häusern der zentrale Ofen besonders wichtig ist.

Außerhalb der Stadt sind die Häuser bemerkenswert groß und prächtig. Vor dem Haus gibt es einen ummauerten Hof.

Der ist bei besonders großen Häusern komplett mit einem acht oder zehn Meter hohen Glasdach und Glaswänden abgeschirmt, so dass man den Hof auch bei schlechtem Wetter nutzen kann. So eine Art überdimensionaler Wintergarten.

Außerhalb des Hofes sieht es aber oft etwas wild aus. Eines der großen Häuser haben wir auch von innen angeschaut. Ein eigener Raum für die Bibliothek und ein eigener (sehr prachtvoller) Raum für den Familienaltar. Eine Wasserspülung gab es in diesem (zugegebenermaßen etwas älteren) Haus aber nicht. Toilette im Klohäuschen auf dem Hof als Plumpsklo ohne Wasserspülung. Neubauten haben sicher fließend Wasser.
Man sieht in und um Shangri-La viel Viehhaltung. Ein Einheimischer hat uns erläutert, dass hier gerne eine Kreuzung aus Yak und Hausrind verwendet wird. Diese Kreuzung ist sehr attraktiv, da die männlichen Nachkommen aus dieser Kreuzung sehr starke und robuste Tiere sind, die man früher gut zum Ziehen von Karren und Pflügen oder ähnlichem brauchen konnte. Die männlichen Nachfahren sind allerdings selber nicht zeugungsfähig. Die weiblichen Tiere geben sehr gute Milch und werden gehalten wie Milchkühe. Sie werden zweimal am Tag gemolken. Die Kühe laufen frei umher. Häufig benutzen sie auch die Straße, um sich bequem fortzubewegen und manchmal auch den Mittelstreifen einer mehrspurigen Schnellstraße. Sie finden wohl alleine nach Hause zurück, um sich abends melken zu lassen.
Um die Natur in der Umgebung von Shangri-La genießen zu können, haben wir einen Tag für eine Wanderung reserviert. Das Wandererlebnis war für uns Europäer ein bisschen speziell. Wir waren auf 3400 m Höhe unterwegs, wo wir – geprägt durch unsere europäischen Erfahrungen aus dem alpinen Raum – atemberaubende wilde Landschaft erwarten. Hier findet man auf 3400 m Höhe sanfte grüne Hügel mit Kühen, saftigen Wiesen und netten Bächlein; schroffe Felsformationen sind in dieser Höhe noch nicht anzutreffen. Das Wandern und die Ausblicke kommen einem so ähnlich vor wie im Voralpenland auf vielleicht 1200 m Höhe, nur mit dem kleinen aber wichtigen Unterschied, dass man bei jedem kleinen Anstieg böse außer Atem gerät. Da macht sich die Höhe sehr deutlich bemerkbar. Auch sehr schön ist, dass in dieser Höhe noch sehr hübsche Blumen und Blüten anzutreffen sind. Edelweiß haben wir auch gesehen.
Etwas außerhalb von Shangri-La haben wir dann noch richtig dramatische Bergwelt erlebt. Mit dem Bus sind wir in den Balagezong-Nationalpark gefahren.

Dort hat ein Fluss eine tiefe Schlucht in das Gebirge gegraben.


Tolle Ausblicke und im Hintergrund Felsgipfel.


Schön auch der Gittersteg, auf dem man zwischen den Füßen mehrere hundert Meter in die Tiefe schauen kann.

Ich wünsche Euch, dass ihr immer frei von Schwindel seid.
Euer Michael