Es lebe der Sport!

Bericht 30 vom 6. September 2021. Geschrieben von Michael.

Einer unserer treuen Leser hat vor einiger Zeit gefragt: Was machen die Chinesen eigentlich, um sich fit zu halten? Durch unseren Urlaub und die zahlreichen Berichte hat sich die Antwort auf diese Frage etwas verzögert. Hier ist sie nun.

Zunächst mal kann man sagen, dass praktisch alle großen Sportarten, die wir in Europa so kennen, in China auch bekannt sind. Viele der jüngeren Chinesen arbeiten sehr viel und haben daher eher wenig Freizeit. Trotzdem gibt es viele, die Sport machen. Bei meinen Kollegen ist Basketball sehr beliebt. Basketball scheint wohl vor einigen Jahren in China als besonders förderungswürdig eingestuft worden zu sein, wie mir ein Kollege erzählt hat. Daher sind überall Basketballfelder entstanden und Körbe aufgestellt worden. In Parks, auf Grünstreifen und natürlich auf Schulhöfen. Mitten in der Stadt Downtown Peking zwischen den allerhöchsten Hochhäusern findet man mit hohen Drahtzäunen umgebene Basketballfelder, auf denen abends bei Flutlicht gespielt wird. Das gibt eine sehr spezielle Abendstimmung.

Dort, wo die Fotos gemacht sind, gab es auch ein Fußball(klein)feld.

Fußball ist auch in China ein wichtiger Sport aber richtige Fullsize-Fußballplätze, die man in Deutschland in jedem Ort hat, sieht man im normalen Stadtbild nicht so häufig. Eine größere Ausländergruppe, die am Sonntag Fußball spielen geht, benutzt daher die Sportanlagen der internationalen Schulen. Diese haben zum Teil recht eindrucksvolle Sportanlagen mit mehreren Sportplätzen für Fußball, Rugby, Baseball, Tennis und richtigen Tribünen drum herum. Im Fernsehen ist Fußball – wie in so vielen Ländern – eine der dominierenden Sportarten. Ich muss aber zugeben, dass ich lieber dienstags in der Mediathek die deutsche Bundesliga vom letzten Wochenende anschaue als die chinesischen Spiele – da sieht man (noch?) einen deutlichen Qualitätsunterschied.  Vorsicht, Witz: Fußball hat offenbar eine viel längere Tradition, als wir alle wussten. Auch die Drachen des alten Chinas spielten vor Jahrtausenden schon Fußball, wie man an allen Tempeln und vielen Toren leicht feststellen kann.

Sport wird in China an vielen Orten betrieben: auf Plätzen zwischen Hochhäusern mitten in der Innenstadt, in Parks, auf Grünstreifen neben der sechsspurigen Straße, in einem kleinen Wäldchen zwischen Autobahn und Industriegebiet und natürlich auch auf extra dafür eingerichteten Sportplätzen.  

Überall in der Öffentlichkeit gibt es einfache Fitnessgeräte. Diese werden auch tatsächlich häufig benutzt, insbesondere von älteren Mitbürger. Es gibt sie in allen Wohngebieten, auch bei uns im Compound. Meistens sehr bunt und in guten Zustand. Das ist besonders bemerkenswert, da vieles hier recht schnell vergammelt.

In einem Park, der sonst von Spaziergängern und Musikanten bevölkert ist, haben wir eine ziemlich engagierte Kindergruppe mit Trainer beim Boxtraining getroffen. Es ging richtig zur Sache. Der Trainer hat seine Sportler ziemlich deutlich angewiesen und drumherum standen Schaulustige (und Eltern?), die den Kleinen beim Boxen zugeschaut haben.  

In einem Wäldchen an der Autobahn nahe unseres Hauses finden sich Rentner ein, die verschiedene Sportarten machen. Da gibt es Tai-Chi, das so ähnlich aussieht wie das, was ich aus Deutschland kenne, aber auch einen Tanz mit einem großen Wedel.

Interessant und kunstvoll sind auch Übungen mit langen Holzstäben, an deren Ende Metallklappern befestigt sind. Die Stäbe werden in Figuren um den Körper geführt, dabei erzeugt die Metallvorrichtung am Ende des Stabes ein Rasselgeräusch. Mir schien, dass das Rasselgeräusch der Metallklappern auch irgendwie wichtig ist. 

Auf dem Platz vor der Metrostation, die neben unserer Wohnanlage liegt, finden sich morgens Rentner ein, die Frühsport machen. Bei uns an der Station werden mit Holzstangen Schwertkampfbewegungen als Schattenkampf gemacht. Man sieht aber auch Gruppen, die ohne Geräte Kampfbewegungen machen oder eher gymnastische Bewegungen machen.  Meist kann man einen Vorturner ausmachen, der die Bewegungen vormacht und die anderen Gruppenmitgliedern machen diese Bewegungen mehr oder weniger exakt nach. Oft bestehen die Gruppen aus nur wenigen Menschen, wir haben aber auch schon Gruppen gesehen, die sicher über hundert Personen stark waren.

Richtig große Gruppen findet man zum Beispiel als Tanzgruppen. Die Tanzgruppen haben in der Regel mobile Lautsprecher dabei, so dass zu Musik getanzt wird. Für Kleingruppen reicht manchmal auch das Handy als Musikquelle.  Auf dem Hauptplatz von Shangri-La war der abendliche Tanz offenbar von offizieller Seite organisiert; dort hingen festinstallierte Lautsprecher, die die Musik zum Tanz beigesteuert haben. Die großen Tanzgruppen machen Tänze, die ich für traditionelle chinesische Volkstänze halte, aber man findet auch Tanzgruppen mit modernen Tänzen, die so ähnlich wie Jazz Dance oder Aerobic aussehen. Auch klassischen Paartanz haben wir schon öfter mal gesehen. Auf großen, stark frequentierten Plätzen sieht man abends manchmal mehrere Gruppen gleichzeitig. Der Einzugsbereich der einen Gruppe reicht dann so weit, bis sie von der Musik der nächsten Gruppe übertönt wird.

Ein sehr interessanter Sport, den wir in Europa so nicht kennen ist das so genannte Shuttlecock (Jian4zi, 毽子). Beim Shuttlecock Stock wird eine Art größerer Federball mit Füßen, Beinen, Schultern und Kopf über ein Netz befördert.

Auf beiden Seiten des Netzes steht eine Mannschaft aus mehreren Spielern. Die Mannschaft darf sich den Shuttlecock zweimal zuspielen, mit der dritten Berührung muss das Spielgerät über das Netz befördert werden; also ähnliche Spielregeln wie beim Volleyball, nur, dass man nicht mit Händen und Armen spielen darf. Auch ist das Netz sehr viel niedriger. Ich schätze so 1,50 m hoch. Im Freien spielen die meisten miteinander und ohne Netz.

Im Fernsehen sieht man auch sehr häufig Volleyball, ich wüsste aber nicht, dass unter meinen Kollegen Volleyball als Sport sehr beliebt ist. Das liegt vielleicht daran, dass die meisten Chinesen eher klein sind. Die Volleyballerinnen, die man im Fernsehen sieht, sind allerdings riesig groß und auch sehr erfolgreich. Das könnte ein Grund sein, warum Volleyball hier im Fernsehen gerne gezeigt wird.  

Natürlich ist Tischtennis auch sehr beliebt. Im Hauptgebäude von BFDA, direkt am ehemaligen Haupteingang, stehen einige Tischtennisplatten, die in der Mittagspause stark benutzt werden.

Tischtennis ist ein klassischer Indoorsport. Was in den Sporthallen, in Vereinen und bei den vielen privaten Sportanbietern sonst noch so an Sport getrieben wird, wissen wir im Detail nicht. Sehr eindrucksvoll ist aber zum Teil die Größe der Sportanlagen: mit einem Kollegen bin ich zufällig im Westen von Peking am nationalen Bogen- Schießzentrum von China vorbeigekommen. Das Verwaltungsgebäude sah aus wie das Hauptgebäude einer großen deutschen Sparkasse. So viel zum Thema Bedeutung des Sportes. Alles, was dazu dient, den Ruhm und das Renommee von China zu erhöhen, dürfte gefördert werden. Dazu gehört natürlich auch der Sport. Bei den diesjährigen Olympischen Spielen war China ja auch sehr erfolgreich. In der chinesischen Zählung hat China den Medaillenspiegel „gewonnen“: wenn man die Medaillen von Festlandchina, Taiwan und Hongkong zusammennimmt, hat China mehr Goldmedaillen als die USA gewonnen.  Ich denke, mit den Olympischen Winterspielen nächsten Winter werden wir noch mal einen neuen Einblick in die Sportwelt von China gewinnen, dann werde ich dich gerne noch mal berichten.

In diesem Sinne: Bleibt fit und treibt viel Sport!

Euer Michael,

der jetzt Sport machen geht.

Alles Gute, Tschau.

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