Bericht 35 vom 17. Februar 2022, geschrieben von Michael.
Viel Schnee in Peking! Am Sonntag, den 13. Februar hat es richtig viel geschneit in Peking. Circa 15 bis 20 cm wunderschöner Neuschnee:

Olympia-Gucker werden es wissen, weil der viele Naturschnee ja auch im deutschen Olympia-Fernsehen thematisiert wurde. Die olympischen Winterspiele hier in Peking fanden im Prinzip komplett auf Kunstschnee statt. Das ist keiner Wetterkapriole geschuldet, wie man das manchmal von Wintersport-Veranstaltungen in Europa kennt, sondern war von vorneherein so geplant: Peking hat den größten Teil des Jahres ein sehr trockenes Klima. So ist auch der Winter in der Regel sehr trocken. Mit Schnee ist nicht zu rechnen. Schön an dem trockenen Wetter ist – wir haben es schon erwähnt – dass man extrem viele Sonnentage im Winter hat. Mir tut das gut, es hebt die Stimmung und die Fotos sehen auch immer toll aus — siehe unten. Für den Wintersport bedeutet es aber, dass Skifahren auf Kunstschnee stattfindet. Auch die Skigebiete, die es in und um Peking gibt, sind auf Kunstschnee angewiesen. Dazu bedarf es natürlich Wassers, das im Prinzip in der trockenen Landschaft hier auch Mangelware ist. Die Skipisten sind weiße Streifen in einer ansonsten braunen Steppenlandschaft.

Auf dem Foto sieht man im Hintergrund auch die Hochhäuser eines Stadtteils von Huairou. Huairou wiederum ist ein nördlicher Stadtteil von Peking (da, wo BFDA ist).
Die größeren Skigebiete — dort, wo wir vor einem Jahr Skifahren waren und wo derzeit auch die olympischen Alpinwettbewerbe stattfinden — liegen außerhalb Pekings in der Provinz Hebei. Dorthin zu reisen ist derzeit schwierig. Die Kombination von olympischen Spielen und Corona sorgt dafür, dass wir derzeit die Provinz Peking nicht verlassen.
Die Skigebiete im Gebiet der Provinz Peking sind ziemlich klein und unspektakulär: Die Hügel sind nur wenige hundert Meter hoch. Richtig cool ist allerdings, dass man direkt unter der chinesischen Mauer Skifahren kann.

Um einen Tag Spaß auf Skiern zu haben, reichen die kleinen Skigebiete durchaus. Man kann schnell und unkompliziert Material ausleihen und gleich loslegen.

Hochalpine Hänge würde ich mich mit dem Material aber nicht runterwagen. Der Schnee ist gut präpariert und dadurch, dass es konstant kalt ist, bleibt er stabil gut.
Dass es schneit, ist wie gesagt selten, gleich 15 bis 20 cm Schnee im Stadtgebiet Peking sind extrem ungewöhnlich. Ein chinesischer Nachbar, den wir im Schwimmbad getroffen haben, hat uns erzählt, dass er seit 16 Jahren in Peking wohne und noch nie so viel Schnee gefallen sei, seit er hier in Peking ist. Was auch ungewöhnlich ist: Wir hatten diesen Winter schon dreimal (!) Schneefall.
Weil Schnee eher ungewöhnlich ist, sind Winterreifen nicht üblich, die Autos fahren das ganze Jahr auf den gleichen Reifen. In der Regel ist das kein Problem, denn auch wenn die Temperaturen eisig sind und über Wochen unter Null liegen, ist die Straße in der Regel trocken. Es gibt auch Räum- und Streufahrzeuge, aber nicht ausreichende viele, um alle Straßen vom Schnee zu befreien. Am Morgen nach dem „großen Schnee“ hat die Fahrt zur Arbeit ein bisschen länger gedauert als normal, aber wirklich nur ein bisschen, weil die meisten Autofahrer wohl zu Hause geblieben sind. Auch auf der Arbeit war es ein bisschen anders: In der Regel beginnt bei mir der Montagmorgen mit einem kurzen Meeting mit meinen Teamleitern. Am Montag nach dem großen Schneefall aber war die Bitte meiner Manager, das Meeting nach hinten zu verschieben. Sie wollten ihren Mitarbeitern beim Schneeschieben helfen: Wenn Schnee fällt, werden Schneeschaufeln und Besen verteilt und die Mitarbeiter befreien die Straßen und Wege auf dem Werksgelände per Hand vom Schnee. Ich war tatsächlich beeindruckt, wie sauber und trocken die Straßen auf dem Werksgelände anschließend waren.
Die Welt im weißen Schneekleid ist wahrscheinlich überall auf der Welt sehr schön. Die chinesischen Gebäude mit ihren gebogenen Dächern und die Landschaftsparks entwickeln einen ganz eigenen Charme.

Auf den staubigen Straßen allerdings bildet der Schnee schnell eine braune Dreckpampe:

Auch wenn es selten schneit, so ist der Winter in Peking doch sehr kalt. Die Seen frieren zu und einige Flüsse außerhalb Pekings auch. Das ermöglicht schöne Freizeitbeschäftigungen. Auf den zugefrorenen Seen in Peking kann man verschiedene Fahrzeuge mieten, mit denen man über das Eis rutscht:

Das traditionelle Gefährt ist wohl ein Stuhl auf Kufen. Um vorwärts zu kommen, drückt man sich mit zwei Stöcken ab. Etwas moderner ist da das Fahrrad auf Kufen. Das Hinterrad ist noch vorhanden, der Gummireifen reibt über das Eis und treibt so das Fahrzeug an. Leider ist der Sattel des Fahrrads für Westler deutlich zu niedrig: Man sitzt wie der Affe auf dem berühmten Schleifstein. Trotzdem ist der Spaß groß und entsprechend viele Menschen bevölkern die Eisfläche. Und das Ganze vor der grandiosen Kulisse des Sommerpalastes.

Und wenn man das Ganze ein bisschen bequemer und romantischer will, so gibt es in einer abgetrennten Ecke noch batteriegetrieben Plastikkutschen, die von Plüschhunden gezogen werden. Die Hunde sind exzentrisch an der angetriebenen Vorderachse der Kutsche befestigt, so dass die Hunde wirklich über das Eis hoppeln. Gelenkt wird kutschengerecht mit Zügeln, die das Vorderrad verdrehen können. In engen Kurven kann man auch schöne Drifts hinlegen, aber das ist dann der Romantik etwas abträglich.

Auch sehr malerisch sind die Berge im Norden von Beijing, wenn Schnee fällt und man über einen zugefrorenen Fluss läuft:

Das geht aber nur wenige Wochen im Jahr. Jetzt geht es schon nicht mehr, die Sonne wird schon wieder merklich kräftiger, die Temperaturen steigen, bald kommt der Frühling.
Ich wünsche Euch einen wunderschönen Frühlingsbeginn!
Euer Michael