Urlaub Teil 7: Guilin.Wasser, Hügel und Höhlen

Bericht 50 aus China vom 21. August 2022, geschrieben von Michael:

In Guilin ist es noch deutlich heißer als in Peking. Es liegt etwa am 24. Breitengrad, das ist ungefähr auf der Höhe der Grenze zwischen Ägypten und Sudan. Beijing dagegen liegt am 22. Breitengrad. Um sich vor der sengenden Sonne zu schützen, haben die Menschen an ihren Motorrollern lustige Sonnenschirme.

Die Gegend um die Stadt Guilin ist eine vom Wasser geformte Karstlandschaft. Das Wasser hat bizarre Hügel geschaffen und viele von ihnen von innen ausgehöhlt. Dabei sind die charakteristischen Zuckerhut-Hügel entstanden.

Mein chinesischer Kollege hat mir schon vor geraumer Zeit die Landschaft um Guilin empfohlen als den schönsten Platz in China.

Entsprechend ist die Gegend touristisch stark erschlossen. Um Guilin herum gibt es abgesehen vom viel Tourismus auch sehr viel Landwirtschaft: Zitrusfrüchte, Reis, Mais, Kürbisse und ganz viele Früchte, die wir gar nicht kennen. Man sieht sehr viele kleine Felder, die für den Eigenbedarf plus vielleicht einen Marktstand ausreichen. Wir haben auch viel Fischfang und Teeplantagen gesehen. Bambus wird gewerbsmäßige abgeerntet.

Die Gegend um Guilin zeichnet sich durch zahlreiche Höhlen und viele Bäche und Flüsse aus. Der Hauptfluss, der durch die Landschaft fließt, ist der Li-River. Besonders toll ist, dass man hier – anders als sonst wo in China – überall ins Wasser kann. Offiziell ist es zwar verboten in den Fluss zu steigen, aber an vielen Stellen sieht man Menschen im Li-River schwimmen oder man sieht Angler, die im Fluss stehen. Auch in kleineren Seitenarmen und Zuflüssen kann man sich abkühlen. Das macht die Hitze sehr erträglich.

Ein echtes Highlight und sehr erfrischend war das Bad in einem Fluss, der aus einer Höhle austritt, ein paar hundert Meter durch den Wald fließt und dann wieder in einer anderen Höhle verschwindet. Dort, wo der Fluss aus dem Berg austritt, hat sich im Berg ein Becken gebildet, in das man hineinschwimmen kann. Kristallklares Wasser, in dem sich kleine Fische und Flussgarnelen tummeln.

An einer Wand der Höhle hat das Wasser so viel Kalk abgelagert, dass es aussieht wie ein versteinerter Wasserfall. Dieser traumhafte Platz ist touristisch fast nicht erschlossen. Man muss 20 Minuten zu Fuß hingehen, keine Straße und kein Parkplatz. Wir haben diesen Ort kennen gelernt, da wir über Umwege Kontakt zu einem französischen Touristenführer hatten, der seit vielen Jahren in der Gegend um Guilin wohnt.

Wir haben auch eine der vielen touristisch erschlossenen Höhlen besucht und man kann sagen, auch das war ein echtes Highlight. Zunächst mal ist die Höhle eine willkommene Abkühlung in der brutalen Hitze. Der erste Teil der Höhle ist eine Tropfsteinhöhle, wie wir schon einige gesehen haben: Die Tropfsteine haben Namen und sind farbig angeleuchtet.

Ein bisschen tiefer in der Höhle trifft man auf einen unterirdischen Bach. Diesen kann man mit einem Schlauchboot befahren. Die ersten Meter muss man sich flach in das Schlauchboot hineinlegen, um sich nicht den Kopf an der Höhlendecke anzuschlagen. Gepäck (und auch wir Bootsfahrer) werden in Plastik eingepackt, um nicht zu nass zu werden. Am Anfang geht es richtig wild eine Wasserrampe runter, später treffen wir auf kleine unterirdische Seen, so, dass wir ein bisschen paddeln müssen, um vorwärts zu kommen.

Gleiche Höhle, nächstes Highlight: Nachdem wir die Schlauchboote verlassen haben, treffen wir ein paar Meter weiter auf Schlammtümpel in der Höhle. Wir waren darauf vorbereitet und hatten daher Badesachen mit: In den Schlammtümpeln kann und darf man baden. Ist sicher gut für irgendwas. Der Schlamm ist allerdings ziemlich kalt, naja und irgendwie schlammig. Das Schlammbaden ist wohl eher was für Westler. Die chinesischen Besucher gehen an den Schlammtümpeln vorbei. Einige schauen auch bewusst weg, während wir im Schlamm hocken; andere zücken ihre Mobiltelefone, um die verrückten Westler im Schlammbad zu fotografieren. In eigens dafür vorgesehenen Duschkabinen konnten wir uns von dem Schlamm befreien.

Wieder ein paar Meter weiter in der gleichen Höhle tritt heißes Thermalwasser aus dem Gestein aus. Dieses sammelt sich in natürlichen Bassins, die sich in der Höhle gebildet haben: ein Thermalbad in der Tropfsteinhöhle. Das Wasser ist so warm, dass man ganz behutsam eintauchen muss. Aber dann ist es ein echtes Erlebnis: In einem von der Natur gebildeten Thermalbecken in einer Tropfsteinhöhle die müden Beine auszustrecken ist nicht alltäglich.

Eine Ansicht der typischen Karstberge von Guilin ist auf dem 20 Yuan Schein abgebildet ist. Sicher einer der touristischsten von vielen touristischen Plätzen in Guilin. Wir waren natürlich auch da.

Viele der Touristenangebote sind darauf angelegt, dass man das „richtige“ Foto machen kann und dann schnell weiter zum nächsten Fotospot eilt. So sind viele Plätze „Foto-schön“: Die zu fotografierende Ansicht ist gepflegt – und nach unserer Erfahrung ausnahmslos wirklich sehr sehenswert – und drum herum findet man vernachlässigte Gebäude, Schutt und Müll. Bestimmte Angebote sind gezielt darauf angelegt, dass man DAS Foto macht und dann schnell weiterzieht: So gibt es Heißluftballon-Fahrten, bei denen der Ballon an einem Seil hochgelassen wird und lange genug vor der Landschaftskulisse schwebt, bis die Fotos gemacht sind. Auch Hubschrauber Flüge für 3 Minuten werden angeboten. Das „Erleben“ der Landschaft steht für viele Touristen nicht im Vordergrund.

Wie so oft in China (ich glaube, ich wiederhole mich hier…. )  findet man aber wenige hundert Meter vom Trubel (und Dreck) entfernt auch tolle Landschaft. Und in Guilin kann man diese super erleben ohne Guide und vorgefertigtes Programm. Wir waren wandern, Fahrrad fahren, Hügel besteigen, im Fluss schwimmen und Höhlen besichtigen. Guilin ist definitiv weit oben auf der Liste unserer Reisen hier in China.

Ich wünsche Euch allen auch viele Sommererlebnisse

und kühlendes Wasser, wenn ihr es braucht.

Euer Michael

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