Urlaub Teil 8: Von Guilin nach Norden: Tee und Reisterrassen

Bericht 51 aus China vom 25. August 2022, geschrieben von Michael.

Wie erwähnt, gibt es um Guilin herum Teeanbau. Wir haben eine Teeplantage besucht, wo wir selbst grünen Tee „machen“ durften: zunächst Teeblätter pflücken, dann trocknen und kneten. Bei grünem Tee geht das alles innerhalb kurzer Zeit.

Andere Teesorten brauchen erheblich längere Bearbeitungszeit. Die „Qualität“ oder zumindest der Preis des Tees richtet sich unter anderem danach, was man pflückt. Am teuersten sind Tees, die nur aus den zarten Spitzen gewonnen werden. Spitzen mit einem Blatt und Spitzen mit zwei benachbarten Blättern sind die nächsten Qualitätsstufen. Teeblätter lassen sich fast das ganze Jahr über ernten., nur im Hochsommer wird nicht geerntet, da es zu heiß ist und vor dem Winter werden die Teebüsche maschinell beschnitten, so dass erst mal nicht mehr viel an den Büschen dran ist. Der maschinell geschnittene Tee ist weniger hochwertig: Es findet keine Blattselektion statt und es werden Ästchen und grobe Blätter mit geerntet. Das Erntegut wird dann klein gehäckselt. Maschinelle Ernte wird typischerweise für Teebeutel verwendet, sagte uns die Angestellte, die uns die Teeproduktion erläutert hat. An den Teebüschen hängen auch Teesamen. Das sind grüne Kapseln in denen sich ein bis drei Nüsse befinden. Ist die Nuss dunkel, so ist sie reif und kann eine neue Teepflanze hervorbringen, wenn man sie einpflanzt. Das Teefeld, auf dem wir gepflückt haben, ist vor sechzig Jahren gepflanzt worden. Da die Büsche jedes Jahr oben abgeschnitten werden, haben sie immer noch eine bequeme Höhe, um Teeblätter zu ernten. Ich war allerdings sehr erstaunt, wie dünn die Stämmchen der Büsche auch nach 60 Jahren noch sind.

Von Guilin aus sind wir nach Norden gefahren. Dort gibt es Berge, in denen seit alters her Reis auf aufwändig angelegten Reisterrassen im Berghang angebaut wird. Die Straße dorthin war an mehreren Stellen von Erdrutschen betroffen. Zum Teil war die halbe Straße weg.

Erdrutsche scheint es in China relativ häufig zu geben. Wir haben davon schon berichtet, am Karakorum Highway im Hochgebirge. Aber auch am Li River mussten wir einen Umweg fahren, da eine Straße durch einen Erdrutsch blockiert war. Und an den Reisterrassen auch wieder Erdrutsche. China ist halt ein sehr gebirgiges Land und viele Straßen sind erst in jüngster Zeit den Bergen abgerungen worden.

Die Reisterrassen erstrahlen in schönstem Grün. Es regnet häufig und ausgiebig. Die Gegend hat eine Niederschlagsmenge von 2000mm pro Quadratmeter und Jahr. Das ist fast das Dreifache des Niederschlags in Deutschland. Dieses Wasser wird für den Reis auch benötigt. Die Reispflanzen brauchen viel Wasser. Der ganze Berg rauscht, weil überall kleine Rinnsale oder Bäche oder Kanäle den Berg hinabplätschern.

Die Hänge, an denen die Reistrassen angelegt sind, sind vielfach so steil, dass eine Terrasse nur breit genug ist für drei Reispflanzen nebeneinander. Dann kommt die nächste Stufe.  Die Arbeit auf den Reisterrassen scheint vornehmlich per Hand zu erfolgen. Wir haben keine Motorsense, keine Motorhacke oder ähnliches gesehen oder gehört (!).

Besucher dürfen mit dem Auto nicht bis in die Dörfer in den Reisterrassen fahren. Es gibt weiter unten am Berg einen Parkplatz, wo man sein Fahrzeug stehen lassen muss. An diesem Parkplatz, an dem auch unsere Taxifahrt geendet ist, muss man im Übrigen Eintritt bezahlen, um die Reisterrassen und die Dörfer in den Terrassen zu besuchen. Die Einheimischen dürfen mit ihren Autos näher ranfahren, aber auch sie parken am Dorfrand. In den Dörfern selber gibt es vor allem Fußwege. Die Geräuschkulisse ist daher sehr angenehm: Man hört nur natürliche Geräusche wie das Plätschern des Wassers, das die Terrassen versorgt, und das Zirpen der Grillen. Allerdings morgens um halb fünf auch den Hahn.

In den Dörfern mit den Reisterrassen, die wir besucht haben, wohnen Menschen, die einer der Minderheiten in China angehören. Verschiedene Dörfer gehören zu verschiedenen Minderheiten, die traditionell wohl auch unterschiedliche Bräuche gehabt haben. Man hat uns erzählt, dass dort, wo es besonders schön und touristisch erschlossen ist, die Einheimischen dazu übergegangen seien, ein geruhsames Leben zu führen: Sie vermieten ihr Land, damit andere dort Hotels, Restaurants und Läden bauen und betreiben können.

Die ursprüngliche Bevölkerung ist wohl genügsam und lebt ein einfaches Leben mit den Mieteinnahmen, die sie haben. Das führt dazu, dass die Reisterrassen nicht mehr von ihnen bestellt werden.

Ohne die Reisterrassen ist der touristische Wert der Gegend aber stark eingeschränkt. Das wiederum führt dazu, dass die Regierung Menschen aus touristisch nicht erschlossenen Gebieten dafür bezahlt, dass sie die Reisterrassen in Ordnung halten. Zumindest die Terrassen, die unmittelbar um die Dörfer herum von den Touristen bestaunt werden.

Zwischen den verschiedenen Dörfern in den Reisterrassen kann man wandern und die Landschaft erleben. Die Einheimischen empfehlen einen Führer, da die Wege nicht ausgeschildert seien und da aufgrund der geringen Zahl von ausländischen Touristen (fast nur die gehen wandern!) die Wege überwuchert seien. Man hat uns auch berichtet, dass die Schilder bewusst entfernt werden, damit Touristen nicht auf eigene Faust losziehen. Wir haben es trotzdem ohne Führer versucht und mussten tatsächlich uns ein paarmal den Weg durch hohes Gras bahnen. Aber wir haben einen tollen Weg gefunden und sind am Ziel angekommen. Es war eine tolle Wanderung. Wir haben bemerkenswert viele Schlangen und bemerkenswert blaue Schlangen gesehen, allerdings nur tote.

In den Reisterrassen fällt auf, dass in einiger Entfernung von den Dörfern ganz offensichtlich auch größere Hänge aufgelassen werden. Ehemalige Reisterrassen werden nicht weiter bewirtschaftet und verwildern. Gräser und Büsche nehmen die Terrassen wieder in Besitz. Im Gegensatz dazu werden die Dörfer immer größer: Überall sieht man weitere Neubauten aus dem Boden entstehen. Es wird immer noch gebaut. Offenbar trotz Corona wird damit gerechnet, mit Tourismus noch viel Geld verdienen zu können. Interessant ist, dass auch neugebaute Hotels schon eher schäbig aussehen. Zum Teil sind die Häuser auch gar nicht fertig gebaut und werden nur in den unteren Stockwerken verwendet. Oben ist das Betonskelett des Rohbaus noch zu sehen.

Nach den Reisterrassen ging es von Guilin mit dem Flugzeug wieder nach Hause. In China wird allgemein sehr gut gegessen. Selbst an Buden am Straßenrand ist das Essen meistens gut manchmal sehr gut und immer genießbar. Eine Ausnahme ist das Essen in chinesischen Inlandsflügen: ausnahmslos schlecht. Häufig sieht es so aus, als habe die Verpackung einen höheren Wert als der Inhalt. Erstaunlich eigentlich, dass der chinesische Kunde sich das gefallen lässt. Normalerweise sind die Ansprüche an das Essen in China hoch. Wir haben auf das Essen im Flugzeug verzichtet und sind wohlbehalten „zu Hause“ in Peking angekommen.

Kommt auch ihr gut heim!

Euer Michael

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