Kunst und Katzen

Bericht 20 aus China vom 21. Mai 2021, geschrieben von Michael.

Und immer wieder wird man überrascht: Neulich fuhr ich mit dem Fahrrad durch eine der chinesischen Hutong Siedlungen – eine sehr einfache Siedlung, in der man als westlicher Radler vermutlich eine Seltenheit ist. Tagsüber muss man sich – glauben wir – keine Sorgen machen, aber abends würde ich mich in diesem Stadtviertel nicht mehr uneingeschränkt wohl fühlen. Und plötzlich stehe ich neben einem weitläufigen Backsteinkomplex, der sehr gut renoviert ist beziehungsweise in Teilen noch renoviert wird und von schön angelegen Grünflächen mit Kunstwerken umgeben ist. Es stellt sich heraus, dass dies ein neu entstehender Kunstbezirk ist auf einem Gelände mit alten Ziegelbauten, wahrscheinlich einer alten Fabrik: Es gibt Ateliers, Ausstellungshallen und Wohnungen.

Auf Kunstgeschäfte, Märkte für schöne Dinge und ganze Kunstviertel trifft man oft. Es gibt teure Galerien auch auf dem Gemüsemarkt, an Straßenständen oder in Restaurants werden Vasen, Bilder oder Jade-Gegenstände verkauft. Kunstgegenstände haben in China lange Tradition: Porzellan, Kaligraphie, Gemälde, Bronzen.

Verschiedene Museen zeigen die schönsten historischen Stücke.

Ein schon lange etablierter Kunstbezirk, der es auch in jeden Peking-Reiseführer geschafft hat, ist das 798: ein Stadtviertel aus alten Industriegebäuden, die heute Ateliers, Kunsthandlungen, andere Geschäfte und natürlich Gastronomie beherbergen. Das ganze Stadtviertel ist fußgängerfreundlich, so dass man angenehm bummeln kann. So ist das 798 ein Ausflugsziel (für Chinesen! Ich wiederhole mich, es gibt wahnsinnig viele wohlhabende Chinesen), wo die, die es sich leisten können flanieren, in Cafés sitzen und Nippes, Lifestyle-Produkte oder eben Kunst anschauen oder kaufen. In den großen, schicken Räumen an den größeren Straßen sind allerdings auch die Preise für Kunst groß; in den Gassen etwas kleiner. Es gibt alles von unbezahlbar bis auch für unseren Geldbeutel geeignet.

In so einem Lifestyle-District gibt es auch Angebote, die wir aus Deutschland so nicht kennen: zum Beispiel ein „Katzenknuddelgeschäft“: man bezahlt Eintritt und kann sich dann in einem mit Sofas, Sesseln und Sitzkissen möblierten Raum niederlassen. In dem Raum laufen sehr gepflegte und zutrauliche Katzen umher. Die kann man dann streicheln und knuddeln. Sehr reinlich und hell, und damit man sich davon auch von außen ein Bild machen kann, gibt es ein großes Schaufenster, durch das man von der Gasse aus zuschauen kann.

Haustiere in China sind vielleicht ein andermal ein Thema. Zurück zur Kunst: Die renovierten Fabriken, die zu Kunstbezirken gemacht werden, und andere Kunstunterstützungen sind offenbar vom Staat gewollt und gefördert. Ich glaube, dass die Chinesen es völlig ernst meinen damit, die dominierende Weltmacht werden zu wollen. Und dazu gehört auch die Kultur: China will auch im Kulturbetrieb eine Weltmacht werden. Deswegen, so vermute ich, gibt es aller Orten geförderte Kunst-Bezirke. Ich bin überzeugt davon, dass wir in Zukunft immer mehr chinesische Beiträge zum internationalen Kunstmarkt und zur Kunstszene sehen werden. Das Geld, sich für Kunst zu interessieren, ist hier in jeden Fall ausreichend vorhanden. Vielleicht handelt es sich als Nebeneffekt bei dem Kunstbezirk auch um eine Art Stadt Entwicklung. Wie ich schon sagte war das Stadtviertel, durch das ich bei meinem Fahrradausflug gekommen bin, nicht das prächtigste. Möglicherweise wird zuerst ein Kunst Bezirk gebaut, dann wird die Gegend schick (so wie das 798), und dann werden die alten Häuser und Hütten abgerissen und es kommt ein neues, teures, schickes Stadtviertel dahin, wo die Leute tatsächlich wohnen wollen.

Und zum Schluss unser Beitrag zur Kunst. Kleinkunst mit Witz. Zwei Fotos von uns für Euch. Wir hoffen unsere Ayi verzeiht uns den Witz.:

Ich trage meine Maske rund um die Uhr

Unsere Ayi ist eine umwerfende Frau

Euer Michael

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